Die Flucht aus der Heimat und das Ankommen in einem neuen Land mit einer neuen Kultur sind große Herausforderungen für jeden Menschen. Die Betroffenen sind sowohl vor als auch während und nach der Flucht multiplen Stressoren ausgesetzt, die ihre psychische Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen können. Zu den traumatisierenden Erlebnissen, welche häufig die Flucht initiierten gehören Krieg, Terroranschläge, Foltererfahrung, Zerstörung von Existenzgrundlagen sowie körperliche und sexualisierte Gewalt. Auf der Flucht erlebten viele Betroffene Hunger, Schutzlosigkeit, Übergriffe und Diskriminierung. Im Aufnahmeland führen die Zuordnung des Wohnortes, Einschränkung der Reisefreiheit, Aufenthalt in Sammelunterkünften, fehlende Zukunftsperspektiven und drohende Abschiebung zur weiteren Belastung der Betroffen.
Die Folgen all dieser Belastungen können sogenannte Traumafolgestörungen sein, zu denen die Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Depressionen oder andere Angststörungen gehören. Diese seelischen Erkrankungen werden zudem häufig von körperlichen Beschwerden, wie unspezifischen körperlichen Schmerzen, Schlafstörungen, Kraftlosigkeit oder Appetitlosigkeit, begleitet. Neben den Betroffenen leiden auch deren Angehörige und Freunde häufig unter ähnlichen seelischen Symptomen, was sowohl die Partnerschaften als auch Freundschaften und das Familienleben belasten kann.
Unsere Traumambulanz mit dem Schwerpunkt Flucht und Migration will Sie bei der Bewältigung dieser Symptome unterstützen.
Wir behandeln folgende Störungsbilder
Was bieten wir an?
In der Regel erfolgt die Behandlung in psychotherapeutischer und psychiatrischer Einzelbehandlung. Art und Umfang der Therapie werden individuell und bedarfsorientiert gemeinsam mit den Betroffenen geplant. Ergänzend stehen auch verschiedene Gruppentherapieangebote zur Verfügung. Hier werden vor allem Informationen und erste Strategien zum Umgang mit Traumafolgestörungen vermittelt.
Weitere Angebote
Sozialpädagogische Unterstützung in Form von Begleitung zu Ämtern, Hilfe bei der Antragstellung und psychosozialer Beratung
Das Angebot unserer Traumaambulanz richtet sich an alle Flüchtlinge und Asylsuchende unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Wir bieten Ihnen, auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse, eine auf Sie und Ihre individuelle Lage zugeschnittene psychiatrische, psychotherapeutische und sozialarbeiterische Unterstützung an. Zusätzlich erhalten alle bei uns tätigen Dolmetscher und Mitglieder des Helferkreises unterstützende Gespräche und Supervision.
Je nach Bedarf können u. a. folgende Methoden und Themenschwerpunkte zur Anwendung kommen:
Ausführliche Informationen über seelische Symptome, die in Folge von Extremsituationen bei nahezu allen Menschen auftreten können, und deren natürlichem Verlauf.
Psychiatrische Behandlung inklusive medikamentöser Therapie, wie z.B. schlafanstoßende oder antidepressive Medikation.
Sozialberatung und Vernetzung zu anderen sozialen Einrichtungen (z.B. Migrationsberatung, ehrenamtliche Helferkreise).
Ergotherapeutische Behandlung zur Unterstützung beim Aufbau von Tagesstruktur, Aktivitäten, Ressourcenaktivierung, Förderung von sozialer Interaktion und interpersonellen Fertigkeiten.
Psychotherapeutische Einzelbehandlung zugeschnitten auf die individuelle Problematik (z.B. traumafokussierte Psychotherapie, Aufbau antidepressiver Strategien, werteorientierter Aktivitätenaufbau, Training von Fertigkeiten zur Spannungs- und Emotionsregulation, interpersonelle Fertigkeiten).
Ambulante Gruppenpsychotherapie (Männergruppe und Frauengruppe).
Wir sind weltanschaulich, politisch, religiös und spirituell neutral.
Wie erfolgt die Anmeldung?
Eine Behandlung in der Traumaambulanz findet auf der Grundlage einer Überweisung durch einen Psychiater oder einen Hausarzt statt.
Bitte bringen Sie zu Ihrem Erstkontakt eine Überweisung mit.
Wenn Ihre Behandlung nicht auf Deutsch stattfinden kann, klären wir gemeinsam die Fragen zum Einsatz eines Dolmetschers.
Auf Anfrage können Sie gerne bei der Antragsstellung durch unseren Koordinator der Flüchtlingsarbeit unterstütz werden.
Koordinator:
Sobald wir alle Voraussetzungen für eine Behandlung bei uns mit Ihnen geklärt haben, starten wir mit einem Ersttermin. Rechnen Sie bitte mit etwa 120 Minuten beim Ersttermin, da dieser (inkl. Anmeldung, Wartezeiten etc.) einen Kontakt mit dem Sozialarbeiter, einem Psychotherapeuten und einem Arzt beinhalten wird. Beim Ersttermin werden wir Sie zunächst genau zu Ihrer Lebenssituation und Ihren Beschwerden befragen und Sie ärztlich untersuchen.
Nach einer ersten diagnostischen Einschätzung beraten wir Sie ausführlich zu Ihrer Symptomatik, besprechen erste Behandlungsschritte und bestellen Sie ggf. zu weiteren Terminen ein, um eine genaue Diagnostik durchführen zu können. Nach Abschluss der Diagnostik erarbeiten wir gemeinsam mit Ihnen einen Behandlungsplan, der individuell auf Ihre Bedürfnisse und Problematik zugeschnitten wird.
Was brauche ich zum ersten Termin?
Krankenkassenkarte
Überweisung vom Hausarzt
Evtl. vorliegende Vorbefunde
Team
Unser Team besteht aus speziell geschulten Ärzten/-innen, Psychologischen Psychotherapeuten/-innen, Ergotherapeuten/-innen, Krankenpfleger/-innen sowie einem Sozialarbeiter.
Wir freuen uns Sie kennenzulernen.
Organisatorisches
Die Traumaambulanz mit Schwerpunkt Flucht und Migration ist Teil des Ambulanzzentrums Lübeck der Zentrum für Integrative Psychiatrie gGmbH (ZiP). Sie wird durch das Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Schleswig Holstein gefördert. Im Oktober 2015 hat die „Traumaambulanz Flucht und Migration“ in Lübeck ihre Arbeit aufgenommen, welche seit dem 25. April 2016 in eigens dafür hergerichteten Räumen im Haus 23 stattfindet. Die feierliche Schlüsselübergabe für die "Traumaambulanz Flucht- und Migration" fand am 08.12.2016 statt.
Weitere Informationen
Flyer - Traumaambulanz mit Schwerpunkt Flucht und Migration [pdf]